An Markus Gabriel: Wie Sinnfelder sich vereinigen


Unter einem Sinnfeld versteht man wohl am besten die gedankliche Welt eines Gehirns.

Wenn nun z.B. zwei Menschen ihre Vorstellungen zu irgend einem Thema erstmals miteinander diskutieren, werden sich diese Vorstellungen gegenseitig beeinflussen, irgendwie also modifizieren.

Man erkennt daraus:

Wo Sinnfelder mit einander in Berührung kommen “ins jeweils andere hineinsehen”, wird das die Gedanken, aus denen sie bestehen i.A. nicht unverändert lassen.

Damit ist klar: Wo Sinnfelder sich vermischen, vermischen sie sich nicht wie Mengen großer Steine, sondern wie Portionen unterschiedlich gefärbter Flüssigkeiten.

Eben deswegen kann ich Markus Gabriels Argumentation, das Sinnfeld aller Sinnfelder könne nicht existieren, nicht nachvollziehen.

    Wenn er mir jetzt nicht zuhören möchte, erinnere ich ihn an seine so ganz entschiedene Aussage im Video » Mein Buch: Warum es die Welt nicht gibt «, dort Minute 7:58 bis 8:28 und weiter bis 9:05.

Gabriel argumentiert mengentheoretisch und denkt, dass derselbe Gedankengang, der uns erkennen lässt, dass es die Menge aller Mengen nicht geben kann, auch dafür gut sei, zu erkennen, dass das Sinnfeld aller Sinnfelder — die Welt in Gabriels Sinne — nicht existieren könne.

Dem aber ist nicht so, denn in einem Sinnfeld aufzutreten — d.h. zu existieren in Gabriels Sinne — bedeutet nicht, als Gedanke im Sinnfeld unbeeinflusst von anderen dort enthaltenen Gedanken weiter Bestand zu haben.

Kurz: Die Welt ist nicht Menge aller Sinnfelder, sondern Amalgam (Ergebnis eines oft nicht mehr rückgängig zu machendem Zusammenfließens) von Sinnfeldern.

In einem Sinnfeld aufzutreten bedeutet deswegen nicht immer nur, Element des Sinnfeldes zu sein: In vielen Fällen wird es bedeuten, Teilmenge zweier sozusagen “zusammengeschütteter” Sinnfelder zu sein, wo das “Zusammenschütten” dem sich Mischen von Wasser unterschiedlicher Färbung entspricht.

Mengentheoretisch gesehen könnte man also sagen:

In einem Sinnfeld aufzutreten muss keineswegs immer nur bedeuten, Element des Sinnfeldes su sein: Es kann auch bedeuten, nicht mehr auflösbares Amalgam, mindestens aber Teilmenge davon geworden zu sein.

Wer das anerkennt, kann logischerweise nicht mehr zum Schluss kommen, dass es die Welt als Ganzes nicht geben könne:

Es ist ja schließlich sogar jede Menge Teilmenge ihrer selbst.
 

Advertisement
Post a comment or leave a trackback: Trackback URL.

Comments

  • ggreiter  On September 19, 2019 at 7:01 am

     
    Wegen Gabriels Denkfehler sollte man den Begriff » Neuer Realismus « ersetzen durch den hier definierten Begriff » Realistischer Realismus «. Auch er spricht von Sinn, benötigt hierfür aber nicht den allzu unklaren Begriff der Sinnfelder.
     

Leave a Reply

Fill in your details below or click an icon to log in:

WordPress.com Logo

You are commenting using your WordPress.com account. Log Out /  Change )

Facebook photo

You are commenting using your Facebook account. Log Out /  Change )

Connecting to %s

%d bloggers like this: