Es ist bisher niemand gelungen, ein Phänomen der Natur zu finden, das im Widerspruch zu Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie steht.
Ganz im Gegenteil: Selbst ihre Vorhersage, dass Objekte gleicher Art, die unterschiedlich stark beschleunigt werden, aus Sicht eines Beobachters, der sie alle im Blick hat, unterschiedlich schnell altern, erfährt heute über im Labor einfach durchführbare Experimente eindrucksvolle Bestätigung: Myonen, die beschleunigt werden, existieren länger (sie altern langsamer) also solche, die unbeschleunigt sind – und das gut nachprüfbar in genau dem Ausmaß, wie wir auf Grund von Einsteins Theorie erwarten können.
Dies zeigt klar, dass die Zeit auf keinen Fall ein erst im Beobachter entstehender subjektiver Eindruck sein kann.
Was aber ist sie dann? Wie kommt sie zustande?
Bislang ist nur klar: Der Zeitbegriff der allgemeinen Relativitätstheorie hat andere Eigenschaften als Zeit im Sinne unserer Alltagserfahrung. Denn:
Noch zu Einsteins Lebzeiten konnte Kurt Gödel, ein berühmter Logiker, nachweisen, dass die allgemeine Relativitätstheorie auch Formen der Raumzeit kennt, die es unmöglich machen, zwischen Vergangenheit und Zukunft zu unterscheiden:
Es kann Wege durch die Raumzeit geben, die eine Folge von Ereignissen sind, auf der die Zeit keine asymmetrische Ordnung mehr darstellt — die Vergangenheit aller Ereignisse ist dort gleichzeitig auch ihre Zukunft, und in die Zukunft zu reisen bedeutet dort, gleichzeitig auch auf einer Zeitreise in die Vergangenheit zu sein.
Einstein hat Gödels Argumentation als fehlerfrei eingestuft, hat dem Ergebnis aber keine große Bedeutung beigemessen, da er ohnehin der Meinung war, dass kein noch so gutes mathematisches Modell durch die Natur geschaffene Objekte in jeder Hinsicht genau und vollständig beschreiben kann. Mathematik, so seine Meinung, sei noch keine Physik.
Dennoch bleibt festzuhalten:
Einsteins Theorie erzwingt nicht, dass Zeit sich grundsätzlich nur einmal durchleben lässt. Ob wir da aber wirklich über dieselbe Zeit sprechen, die — durch nichts und niemand aufzuhalten — uns unwiderbringlich verstreicht, ist eine bislang noch keineswegs geklärte Frage.
Genaueres dazu findet sich auf den Seiten:
- Fakten und Fragen zum Wesen der Zeit
- Formal oder nicht formal: Was wir Zeit nennen, ist stets nur eines unserer Zeitmodelle.
- Nur für Eigenzeit (Alter im Sinne einer vom Objekt nicht trennbaren Atomuhr) scheint das nicht zu gelten.